Walsum-Benfica
08.01.2005
Interview mit Paulo Garrido (Trainer von Benfica Lissabon)
 

Wie hast du das Spiel gesehen? Bist du mit dem Ergebnis und der Spielweise zufrieden?

Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Entscheidung ist gefallen. Es war sehr gut, dass wir mit einer großen Tordifferenz in die Pause gegangen sind. In der 2. HZ haben wir eine große Spielerrotation durchgeführt. Wir haben, um Verletzungen zu vermeiden, versucht den Ball länger in Besitz zu halten, weil wir am kommenden Mittwoch in der portugiesischen Liga ein wichtiges Spiel haben, nämlich gegen Juventude de Viana.

Ich habe festgestellt dass Benfica sehr viel mit System spielt. Es ist eine sehr homogene Mannschaft. Es gibt keine Stars. Aber die letzten 12 Minuten hat die Maschinerie nicht so toll funktioniert. Lag der Grund in der Anpassung der Walsumer, waren diese aggressiver, haben sie besser gespielt?

Bei diesen Spielen muss man vorsichtig sein. Wir sprachen vor dem Spiel darüber. Wir wollten auf der einen Seite nicht, dass die Heimmannschaft Stärke zeigte. Mit einem schnellen Rollhockey wollten wir zeigen, dass wir hier angetreten sind, um das Spiel zu gewinnen. Und wie du es weißt, gegen solche Mannschaften (ohne Walsum schlecht zu reden) das erste Tor zu schießen, ist das Allerschwierigste. Danach ist der Widerstand gebrochen, sie öffnen das Spiel mehr und mehr und fangen an mit mehr Risiko anzugreifen und zu kontern. Sie versuchen danach ein Tor zu schießen. Das war was wir besprochen, trainiert und erreicht haben. Die ersten 2-3 schnellen Tore haben die Aufgabe sehr stark erleichtert.

Die Mannschaft hat schnell und genau gespielt, aber ausgerechnet die Kontersituationen 2:1 oder 3:2 haben heute nicht funktioniert.

Es ist sehr schwer zu spielen, gegen eine Mannschaft die sehr eng verteidigt. Auch mit 0:5 Rückstand haben sie wenig riskiert.

Gut, aber als Walsum mehr riskiert hat, waren die Konter von Benfica unproduktiv.

Heute haben sie nicht funktioniert. Vielleicht wegen der Lockerheit. Die Spieler haben früh verstanden, dass der Sieg nie in Frage war. Deswegen haben meine Spieler in den Situationen in denen sie einfach aufs Tor spielen sollten, versucht für die Galerie zu spielen. Aber im Nachhinein hast du Recht. Wir haben unsere Statistiken und in Wahrheit müssen wir uns in diesem Kapitel stark verbessern.

Mariano Velasquez. Kann sein, dass mit ihm das Spiel anders wäre?

Nein. Unsere Position ist die: Alle sind gute Spieler, sie alle sind Spieler von Benfica und alle spielen für das gleiche Ergebnis. Sie sind die 10 Spieler die ich habe und ich zähle mit allen. Manchmal werden einige mehr und andere weniger spielen. Beim nächsten Mal wird es umgekehrt sein. Was ich ihnen vermitteln möchte ist, dass alle wichtig sind, sogar der Ersatztorwart, der oft wenig eingesetzt wird.

Und was kannst du über deinen Gegner sagen?

Es ist eine typische deutsche Mannschaft. Hat 2 oder 3 gute Spieler. Steht gut in der Abwehr. Hat etwas System im Angriff und hat einige Freistoßvarianten. Das zeigt schon, dass sie daran arbeiten. Aber im Allgemeinen und wiederholend worüber wir vor dem Spiel gesprochen haben, Deutschland sollte mehr in Trainerlehrgänge investieren, den Kontakt mit den Vereinen oder Ländern suchen in denen der Rollhockey weiter entwickelt ist. Nur so kann sich der Rollhockey verbessern.

Gab es den einen oder anderen Spieler, von dem du sagen könntest, dass er in Portugal eine Zukunft hätte?

Lowie hat gute individuelle Aspekte, er kann das Spiel lesen. Ich sage nicht, dass er Platz in einer der Top Mannschaften der 1. Liga hätte, aber in den guten Mannschaften der 2. Liga oder in den Mannschaften die sich in der Abstiegzone befinden, wäre er bestimmt eine Hilfe. Und wer sagt denn, dass er in Portugal in einem anderen Kontext, er sich nicht wie viele andere hier, weiter entwickeln würde?

Und der Torwart?

Der hat mir gefallen. Er hat keine Angst und positioniert sich gut im Tor, aber er hat nicht die Beweglichkeit eines erfahrenen Torwarts…

Er ist 20 Jahr alt...

Unserer auch... Aber es ist, wie ich dir schon gesagt habe. Diese und andere Spieler innerhalb eines anderen Kontextes, würden sich vielleicht weiter entwickeln.

Und was soll man beim Rückspiel erwarten?

Wie gesagt, was ich erreichen möchte ist, dass das Auftreten von meiner Mannschaft überall das Gleiche ist. Und das besonders, weil wir Benfica repräsentieren, mit all seiner Tradition und Geschichte. Und das egal ob wir gegen die besten oder gegen die schlechtesten spielen. Obwohl, während so eines Spieles wie heute, sollte man es als normal ansehen, wenn die Konzentration nachlässt. Es wird schön gespielt, statt sachlich zu spielen.

Aber kann es sein, dass in Portugal, in einer vollen Halle, in der die Zuschauer nicht nur Siege sondern auch Tore, schöne Tore und Leistung sehen wollen, Walsum massakriert wird?

Nein. Es hat nichts mit Sadismus zu tun. Es macht uns keine Freude solche hohe Ergebnisse zu erreichen. Aber du hattest Recht. Die Zuschauer sind in Portugal sehr anspruchsvoll. Sie wollen Siege und Leistung sehen. Wenn die Spieler "verpflichtet" sind beides zu erreichen, ist es logisch, dass gegen eine Mannschaft wie Walsum die Anzahl der geschossenen Tore größer wird. Wir wussten, dass portugiesische Zuschauer hier waren. Wir haben versucht, so zu spielen wie in Portugal. Und obwohl es kein besonders schönes Spiel war, haben wir ein gutes Rollhockey gezeigt.

Andererseits wird das Rückspiel für uns auch nicht so einfach sein. Wir werden nicht in Lissabon, sondern in Estremoz spielen. Auf einem nagelneuen Kunststoffboden. Wir müssen uns auch anpassen.

Und wird dort Mariano Velasquez spielen?

Natürlich. Die Motive warum er hier nicht gespielt hat, haben nichts mit dem Hockey zu tun.

Du bist 42 Jahre und seit 2 Jahren mit der 1.Manschaft in der Luz, hast einen Vertrag auf 3 Jahre mit der Möglichkeit ein weiteres dran zu hängen…

Ja, aber das bereitet mir keine Sorgen. Man hat mich gebeten dieses Projekt in Angriff zu nehmen, besonders in dem Jahr als die Überlebenschance des Hockeys bei Benfica sehr schwer war. Die finanziellen Möglichkeiten waren fast zu Ende, die "großen Namen" waren weg. Man bat mich die Mannschaft zu übernehmen und ich war und werde immer mit Herz und Seele arbeiten. Wenn sie mich mal nicht mehr wollen, bleiben wir Freunde wie immer. Wichtig ist, dass ich die Arbeit mag und dem Hockey immer verbunden bleibe.

Was ist dein Objektiv auf nationaler und internationaler Ebene?

Zu Anfang der Saison haben wir alle (der Vorstand, die Abteilung und die Trainer) das Objektiv die bestmöglichste Position zu erreichen und uns den Topmannschaften immer mehr zu nähern. Wir haben, abhängig vom Glück bei der Auswahl, Ambitionen auf den Portugalpokal. Und beim CERS Pokal denken wir von Spiel zu Spiel.

Der nächste Gegner heißt Follonica…

Und Oliveirense hat auch in Barcelona gewonnen…

Zurück zur portugiesischen Meisterschaft…

Wir haben gute Spiele gemacht, einige konnten besser sein, nicht gegen Porto, aber gegen Parcos oder gegen A.Cambra, wo wir unentschieden gespielt haben. Hier haben wir direkt 4 Punkte verloren. Wir konnten jetzt weiter oben stehen. Aber dies ist eine Mannschaft die noch geformt werden muss, sehr demütig, sehr fleißig und mit vielen Möglichkeiten. Was uns denken lässt, dass wir im nächsten Jahr höher fliegen können, besonders in Portugal.

Aber im Grunde sind es nicht die Taktiken und die Systeme, die für den Erfolg wichtig sind. Für den Erfolg ist es wichtig, dass die Mannschaft zusammen hält und einen starken Willen hat.

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