Einer kann nicht, der andere will nicht
 
(DRIV-Bundesschiedsrichtertagung 2004 - Kamen 12.09.2004)

Lieber Ortwin ich möchte mich bei dir für das Vertrauen, dass du mir im Laufe der letzten Jahre geschenkt hast, bedanken. Auch möchte ich dir für deine Arbeit, mit allen Höhen und Tiefen, während der letzten 30 Jahren gratulieren. Du bist derjenige gewesen, der dieses Gremium zusammen gehalten hat. Deine Arbeit war immens. Man nahm es vielleicht nicht wahr, - aber ab jetzt werden 2 Personen versuchen diese zu erledigen. Also kann ich nur hoffen, dass sie mindestens so gut gemeistert wird, wie du es alleine geschafft hast.

Den Anwesenden die mich nicht kennen, möchte ich sagen, dass meine Kritik nur den Aktionen und den Reaktionen der Schiedsrichter gilt, nie aber der Person. Obwohl das einige noch nicht verstehen wollen oder können.

Viele würden sich gern ein Mal im Jahr treffen, und sagen wie der Meister 1998: "Piep, piep, piep wir haben uns alle lieb!". Wir sind unter uns, wir machen alles richtig, wir verpetzen keinen von uns.

Einer für alle und alle für einen.

Dies war und ist aber nicht mein Stil, weil ich der Meinung bin, dass uns nur konstruktive Kritik weiterbringt.

Als du Ortwin, mich vor einigen Monaten eingeladen hast, habe ich sofort zugesagt. Während der Vorbereitung fragte ich mich oft, worüber ich dieses Mal referieren sollte?

Ich wollte nicht
- über den Mangel an Beweglichkeit vieler SR,
- nicht wieder über den nicht eingehaltenen 3 Meter Abstand,
- nicht über die Vorteilsregeln die oft verletzt werden,
- nicht über die Stürmerfouls die nicht erkannt werden, sprechen.

Auch nicht
- über die Karten die die Spieler bekommen, weil sie den reaktionsarmen SR, oder den SR der das Spiel taktisch nicht lesen kann, anrempeln, wie es z.B. einmal bei einem Spiel vorgekommen ist.

Ein Spieler rempelte den SR beim Rückwärts fahren an und bekam dafür die gelbe Karte.

Ich wollte nicht
- über den Mangel an Kondition und
- über die Verspätungen reden.
Auch nicht
- über die unterschiedlichen Kriterien der Kartenvergabe.

Ich wollte weder
- über die Situation reden in der der SR die Spieler am Ende des Spieles vom Platz schicken wollte, bevor diese sich verabschiedet hatten, noch - -
- über die Situation in der der Ball an die Decke geflogen ist, und der SR ein Freistoß zeigte. Über den Strafraum wäre dann, logischerweise Penalty. Oder?

Ich wollte nicht
- von der kleinen Gruppe, die weder Motivation, Kapazität noch Lernfähigkeit hat, die 1. oder 2. Bundesliga zu pfeifen, aber es dennoch tun, reden.

Fehler macht jeder. Aber der Auftritt und die Leistung einiger, Gott sei Dank, weniger SR, sind eine Beleidigung für den Spieler, für den Zuschauer, für das SR-Wesen, für den Rollhockey.

Wenn sie so sehr Rollhockey mögen, dann sollten diese wenigen nicht als Aktive, sondern im Organisationsbereich tätig werden.

Ich wollte nicht von der Reaktion von Thomas Ullrich bei einem Spiel sprechen.

Aber diese war so:

5 Minuten vor Schluss war das Ergebnis beim Spiel Cronenberg - Krefeld 3: 4. Ein Conenberger Spieler wird in einer Ecke des Gegners gefoult. Klare Sache. Indirekter Freistoß von der hinteren Strafraumecke gegen Krefeld. Soweit so gut. Ein Cronenberger Spieler führt ganz schnell den Freistoß aus, aber… aus der Bewegung (d.h. der Ball rollte noch) und nicht von dem Eckpunkt aus, sondern einen Meter von der Bande entfernt. Daraus resultierte der Ausgleich. Es gab Proteste. Nach dem Spiel habe ich mit Thomas Ullrich gesprochen. Er hat versucht die Anerkennung des Tores mit Argumenten zu rechtfertigen. Wie z. B. es ist empfohlen oder beschlossen worden, dass das Spiel laufen soll.

½ oder 1 Stunde nach Ende des Spieles, kam Thomas zu mir und sagte:" Renato ich habe weiter nachgedacht... Du hattest Recht. Ich hätte das Spiel unterbrechen und den Freistoß wiederholen lassen müssen." Auf das Endergebnis hatte diese Aussage keinen Einfluss mehr. Aber ich fand seine eigene Kritik, oder die Äußerung mir gegenüber Klasse. Hut ab.

Aber darüber wollte ich nicht sprechen...

Ich möchte über die Kommunikation SR-Spieler sprechen. Auch über dieses Thema ist schon von mir, und ein Jahr später durch einen Fachmann aus Remscheid, ausführlich gesprochen worden.

Damals sagten wir, dass die Kommunikation Verbal oder und Non-verbal sein kann. Das heißt, durch Wörter, Mimik oder Körpersprache. Wir lernten damals, dass man nicht NICHT kommunizieren kann.

Wie würdet ihr reagieren, wenn ein Spieler z.B. sagen würde:
- Verschwinde
- Noch einmal und ich schmeiß dich raus
- Hau ab!
- Lass das Tätscheln, oder bist du Schwul? (Version des Spielers)
- Lass das Tätscheln oder fühlst du dich wohl? (Version des SR)

Diese Art Sätze gehören nicht auf das Spielfeld, - falls sie überhaupt irgendwohin gehören. Jeder Mensch ist gleich. Nicht weil Spieler A im Nationalkader steht, oder weil Verein B im ersten Drittel der Tabelle spielt oder vor 50 Jahren Deutscher Meister war, werden sie vernünftig behandelt, und Spieler oder Vereine die nicht so "Glorreich" sind, werden behandelt wie Asoziale. Man gießt nur Öl in das Feuer.

Die arrogante und "auserwählte" Haltung einiger bringt nur Unruhe und Aggressivität ins Spiel, sowie auch böse Minen beim Mahnen oder beim Zeigen von Karten. Schiedsrichter ist nicht gleich Richter Alexander Hold.

Auch wenn ein Spieler den Schläger ins Gesicht des Gegners haut, und man fürchterliche Wut auf diese abscheuliche Tat hat, muss man unparteiisch bleiben. Dafür sorgen, dass der Verletzte behandelt und die Aktion angemessen bestraft wird, d.h. dem "Täter" die rote Karte mit Haltung, Würde und Neutralität zeigen. Es ist schwer, aber es gehr.

Mein Vorschlag wäre 12 SR für die 1. Bundesliga zu nominieren. 1 SR pro Spiel. Eine Rangliste erstellen und am Ende der Saison würden die letzten 2 in die 2. Bundesliga absteigen. Dadurch würde sich die Einstellung der SR bestimmt ändern.

Einmal hat Bernd Ullrich es auf dem Punkt gebracht: "Einer kann nicht, der andere will nicht!"

Ein Beispiel dafür:

Ein Kuddelmuddel in Tornähe, ein unsicherer und unerfahrener SR sieht den Ball nicht und pfeift. Eigentlich muss hier sofort die Hand hoch und Bully gegeben werden. Nicht so in diesem Fall. Da der Ball Sekunden später ins Tor rollte, gab der SR das Tor. ("Einer kann nicht...")
Da der andere SR (international wohl gesagt) in meiner Nähe stand, sagte ich zu ihm: "Dein Kollege hat gepfiffen, weil er den Ball nicht gesehen hat." Er drehte sich um, zeigte mir die gelbe Karte mit den Satz: "Reicht das?"

Man muss den Mut haben, Entscheidungen der Kollegen auf dem Feld zu revidieren und zu korrigieren. ("…der andere will nicht!")

In diesem Fall hat man nicht erkennen können, dass der eine International erfahren und der andere Anfänger war. Solche Situationen sind nichts anderes als, ich wiederhole mich, eine Beleidigung für den Spieler, für den Zuschauer, für das SR-Wesen und für den Rollhockey.

Er hatte in dem Moment nicht den Mut, den Kollegen zu korrigieren. Es war übrigens der gleiche SR der mit mir das Meisterschaftsfinale Remscheid - Weil im Jahr 1994 gepfiffen hat. Ich musste das Endspiel damals fast alleine leiten. Er war, wie er mir selbst sagte, bis zum Vortag des Spieles in Urlaub gewesen, und auch damals hatte er nicht den Mut, Ortwin zu sagen, "Weißt du was, ich komme am Tag davor aus dem Urlaub, ich werde nicht fit sein, schick jemand anderes nach Remscheid."

Aber… darüber wollte ich nicht sprechen.

Vielen Dank

 

gfadddsdda