Über das Stellungsspiel von Rollhockeyschiedsrichtern
 
Quelle: Der Handballschiedsrichter 2/2003 adaptiert für Rollhockey von Bernd Ullrich
Laufarbeit und Stellungsspiel der SR stehen regelmäßig in der Kritik hinsichtlich der Leitung von Rollhockeyspielen. Daraus sich ergebende Fehler führen häufig dazu, dass Spieler, Trainer, Vereinsoffizielle und Zuschauer aufgrund der getroffenen bzw. eben nicht getroffenen Entscheidungen die Leistungen der Schiedsrichter nur schwerlich anerkennen wollen.

Es liegt auf der Hand, dass schlechtes Stellungsspiel und mangelnde Laufbereitschaft ursächlich sind für Erkennungsdefizite von Schiedsrichtern im Hinblick auf die Beurteilung von Spielsituationen. Die Teamarbeit der SR ist das A und O ihrer erfolgreichen Spielleitung. Mittlerweile müssen sie auch ihre Laufwege und ihre Positionierung auf dem Spielfeld aufeinander abstimmen.

Die bestehenden internationalen Spielregeln: für Rollhockey geben keinerlei Handlungsanweisungen über das Stellungsspiel der Schiedsrichter. Nirgends ist festgeschrieben, wo sich die Schiedsrichter aufzustellen haben, wann sie ihre Position wechseln sollen und welche Aufgaben welchem Schiedsrichter obliegen. Lediglich Art. 67 (4) weist die SR an, dass sie "sich mit dem Spiel bewegen" sollen.

Exkurs: Mit der Einführung des zweiten SR Ende der 80er Jahre gab die CEA den einzelnen nationalen Verbänden einige wenige Durchführungsbeschreibungen vor, die einige Male an die sportliche Entwicklung des Rollhockeyspiels angepasst wurden. Sie dienen den SRn als Handlungsanweisung bei der Leitung von Rollhockeyspielen. Die diagonale Positionierung als sog. "Tor-SR" und "Feld-SR" wurde festgeschrieben, ein Wechseln der SR in diesen Positionen wurde empfohlen, wobei die SR hierfür zuvor Blickkontakt aufnehmen und sich über den Wechsel verständigen sollten. Die CEA-Funktionäre regten damals darüber hinaus an, die Seiten möglichst nicht zu wechseln, weil sie eine zu starke Verwirrung in der SR- Arbeit befürchteten mit negativen Auswirkungen auf das Spiel. Insbesondere im internationalen Bereich sahen sich manche südländischen SR zunächst in ihrer Art der Spielleitung beeinträchtigt und erklärten vor dem Spiel kurzerhand die Spielhälfte in der sie als Tor-SR agierten als eigenen Entscheidungsraum, in den der Feld-SR möglichst nicht eingreifen sollte. Später wurde dieser Bereich auf den Strafraum reduziert, bis sich schließlich (für manchen schmerzlich) durchsetzte, dass jeder SR auf dem gesamten Spielfeld eine gleichberechtigte Entscheidungsfunktion hat. Unstrittig ist inzwischen, dass der Tor-SR primär den Strafraum, den Spielfeldbereich von seiner Position bis zur Mittellinie sowie den Raum hinter dem Tor beobachtet, während der Feld-SR sich auf die Aktionen konzentriert, die sich im Bereich zwischen dem Strafraum und der Mittellinie sowie an der Längsseite, auf der er seine Position eingenommen hat, ereignen. Dabei sollen sich die Beobachtungsräume beider SR überschneiden, um ein optimale Spielleitung zu erreichen. Es ist dann dem Geschick der SR überlassen, wie sie diesem Anspruch gerecht werden. Hier trennt sich regelmäßig die Spreu vom Weizen.

Weniger stehen - mehr sehen!

Jedes Rollhockeyspiel weist stets die gleichen Problembereiche auf, in denen Entscheidungen der SR von Bedeutung sind. Hier tummeln sich regelmäßig Angriffs- und Abwehrspieler meistens im Kampf um den Ball, aber auch das Spiel ohne Ball gewinnt hier zunehmend an Bedeutung: um den Strafraum herum, im Strafraum selbst und vor der Schutzzone des Torwarts oder in den Spielfeldecken. Dort immer "präsent" zu sein, jede Aktion vollständig einzusehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist nicht leicht, jedoch durch entsprechendes (Lauf- ) Verhalten der Schiedsrichter lösbar.

Die meisten Problemsituationen haben eines gemeinsam: Der Feld-SR ist vom Ort des Geschehens zu weit entfernt, egal ob er nun an seinem "Stammplatz" seitlich an der Mittellinie klebt oder dort zwischen den Antispiellinien auf und ab geht. Ein paar Meter weiter nach vorne, ein paar Meter weiter nach links oder rechts und man wäre "am Ball", oder auch "am Mann". Gute Schiedsrichter entwickeln im Laufe der Zeit ein Gespür für die nötige "Tatortpräsenz".

Es wird niemand anzweifeln, dass man kompakte Situationen aus kürzeren Entfernungen wesentlich besser beurteilen kann, als wenn man aus größerer Distanz das Prinzip "Adlerauge-sei-wachsam" anwenden muss. Dies bedeutet allerdings für den Feld-SR, dass er sich bewegt, d. h. sich nicht an oder sogar — wie schon häufig gesehen — hinter der Mittellinie oder sogar an der Antispiellinie der Angreifer aufhält, sondern tatsächlich den Angriffsspielern auch einmal ziemlich nahe kommt (selbstverständlich ohne deren Aktionsradius zu stören). Dieses Vorrücken kann durchaus bis auf Höhe der Punkte für den direkten Freistoß reichen. Zu beachten ist dabei allerdings, dass man jederzeit einem Konterangriff in die andere Richtung folgen kann.

Permanentes Mitpendeln - mit durchaus akzeptablen Verweilphasen an einem bestimmten Ort - ermöglicht eine stetige und rasche Präsenz an den wichtigen Punkten des Spielfeldes. Beim Mitpendeln muss es sich nicht um ein ständiges Mitrennen analog zum Ballweg handeln. Während der Angriff aufgebaut wird, ist ein "gemütliches" nicht hektisch wirkendes Mitgehen völlig ausreichend, aber auch ein kurzes Verweilen an einem Ort kann ratsam sein, um entstehende brenzlige Situationen besser beurteilen zu können. Dieses Verhalten wird allgemein auch als "antizipativ" bezeichnet, da der Feld-SR sich ja vorausschauend verhält und z.B. Richtung Mitte der Spielfeldhälfte bewegt, falls im Raum zwischen Mittellinie und Strafraum oder auf der vom Tor-SR entfernten Seite plötzlich etwas geschieht.

Bleibt der Bewegungsradius des Feld-SR lediglich auf den Raum an der Bande in Höhe der Mittellinie begrenzt, ist es unmöglich, den Ballweg und regelwidrige Angriffe der Verteidiger ständig zu erkennen, zumal der Blick durch Aktionen der Spieler verdeckt wird. Ein bloßes Aufhalten an der Mittellinie führt also zu keinem ausreichenden Überblick, auch wenn das einige Kollegen unter Hinweis auf ihre Routine und "Adleraugen" nicht wahr haben wollen.

Gleiches gilt für den Tor-SR, der in der äußersten Ecke des Spielfeldes stehen bleibt, während sich das Spielgeschehen von ihm weg bewegt. Er erfüllt z. B. dann die Forderung des Art. 67 (4) —"Der SR soll sich mit dem Spiel bewegen." - wenn er die Distanz zu den möglichen Entscheidungssituationen deutlich verringert.

Zielvorgabe: Präsenz am Freistoßpunkt

Die Diagonalstellung der SR "begünstigt" in zahlreichen Fällen hektische und aggressive Verhaltensweisen der Spieler. So wird bei einem indirekten Freistoß grundsätzlich die Ausführung durch die abwehrende Mannschaft behindert, indem der 3m-Abstand nicht eingehalten und dem Gegner ein schnelles Spielen des Balles unmöglich gemacht wird. Darüber hinaus fördert die Abwesenheit des SR vom "Tatort" ein höheres Aggressionspotential der an einem Foul beteiligten Spieler (Täter und Opfer) untereinander.

Durch geschickte Positionswechsel können die SR in derartigen Fällen allein durch ihre Präsenz am Freistoßpunkt Einfluss nehmen im Hinblick auf einen sportlich fairen Spielverlauf ohne Aggressivität. Das Kartenspiel bleibt weitgehend stecken, da SR und Spieler miteinander auch erfolgreich verbal kommunizieren können. Eine gute Teamarbeit der SR in derartigen Situationen erkennt man schließlich daran, dass der vom Geschehen entfernte SR seine Position insoweit verändert, als mit Spielfortsetzung die SR ihre diagonale Aufstellung wieder eingenommen haben, ohne dass der am "Tatort" erschienene SR seine Position aufgibt. Wichtig ist hierbei, dass beide SR ihre Position kurz überprüfen und entsprechend korrigieren, bevor das Spiel wieder frei gegeben wird (Anpfiff durch den SR am Freistoßpunkt).

Der Längswechsel

Inzwischen bereitet den SRn der Positionswechsel in den Längsbewegungen keine Probleme mehr. Handlungsweisen von SRn, die sich immer noch hartnäckig sportlichen Entwicklungen verweigern ("Das habe ich bisher noch nicht gebraucht und dabei soll es auch bleiben."), gehen in der Regel einer biologischen Lösung entgegen. Als Zeitpunkt für einen Wechsel bietet sich grundsätzlich jede längere Spielunterbrechung an — Torerfolg, Time-Out, Unterbrechung wegen Behandlung eines verletzten Spielers. Nach Blickkontakt ist zwar auch ein Agieren der SR während der laufenden Spielaktion möglich. Jedoch müssen beide SR dabei genügend sicher sein, um einen negativen Einfluss auf das Spiel (Distanz zum Ort des Geschehens/der Entscheidung) zu vermeiden.

Zur Erfüllung der o.a. Zielvorgabe ergibt sich ein Längswechsel grundsätzlich immer dann, wenn in der Nähe des Feld-SR auf indirekten Freistoß (z.B. nach Antispiel, Ausball etc.) für die verteidigende Mannschaft zu entscheiden ist. Der Feld-SR bleibt dann einfach am Ort des Geschehens stehen, während der Tor-SR in seine neue Position laufen muss. Wenig Spielverständnis zeigt der SR., der sich in solchen Situationen vom Freistoßpunkt weg bewegt, um seinem Kollegen anstrengende Laufarbeit zu ersparen. Aber auch der SR., der sich nicht in seine neue Position bewegt, fällt durch mangelnde Übersicht auf, wenn plötzlich beide SR an der Mittellinie stehen. Dies wird von den Trainern und anderen Experten so aufgefasst, dass die SR absolut kein Spielverständnis haben — eine Einschätzung, die man kaum widerlegen kann.

Das stetige Bestreben der SR., die Zielvorgabe "Präsenz am Freistoßpunkt" zu erfüllen, führt nach einer Eingewöhnungsphase im Laufe der Zeit zu einer selbstverständlichen Handlungsweise, die nahezu automatisiert ablaufen wird und nur unerfahrenen SRn Probleme bereiten dürfte.

Der Querwechsel

Bislang war der Querwechsel verpönt, befürchtete man doch ein hohes Maß an Verwirrung bei den SRn. Dabei ist es nur positiv, Angriffs- oder Abwehraktionen auch einmal von der anderen Seite zu beobachten und zu kontrollieren. Dass sich ein Querwechsel der SR während des laufenden Spielgeschehens verbietet, liegt auf der Hand und dürfte schon aufgrund etwaiger Gefahrensituationen bei Schüssen auf das Tor als unstrittig gehen. Dies sieht bei ruhig liegendem Ball (z. B. indirekter Freistoß, Penalty usw.) schon ganz anders aus.

Der Tor-SR erkennt auf der bisher entfernten Seite plötzlich "hautnah", wie der Angreifer evtl. einklemmt, den Stock des Gegners festhält oder auch wie der Abwehrspieler versucht, den einlaufenden Gegner mit einem kurzen Tritt gegen die Rollschuhe aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Psychologischer Vorteil für die Spielleitung: Ein Abwehrspieler, der sich durch unlautere Aktionen einen Vorteil gegenüber seinem Gegenspieler verschaffen will (z.B. Halten, Ziehen am Trikot, Stock ins Kreuz usw.), kann sich nie sicher sein, ob der Tor-SR hinter ihm gerade auf der rechten oder linken Seite steht, diese Vergehen erkennt und entsprechend ahndet. Typisch sind die Abwehrspieler, die sich Mutig umdrehen und den Tor-SR regelrecht suchen, um besser auf der vom SR nicht unmittelbar einsehbaren Seite zu agieren.

Ebenso verhalten sich auch manche Spieler an der eigenen Antilinie, die gerne reklamieren und lamentieren. Sie suchen oft den Feld-SR, um ihre Meinung über (vermeintliche) Fehlentscheidungen (des Tor-SR) loszuwerden. Selbstverständlich sollte der SR da irgendwann einschreiten. Er kann jedoch die Situation auch dadurch ein wenig entschärfen, wenn er sich nicht ständig auf der selben Seite befindet. Der Spieler, der sich auf genau diesen SR eingestellt hat, lässt das Gejammer gelegentlich bleiben, wenn er den SR nicht gleich findet.

Häufigeres Wechseln fördert außerdem auch die Kommunikation der SR miteinander (Blickkontakt ist zwingend erforderlich für eine gute Teamarbeit.). Außerdem sollte man schon gelegentlich schauen, wo sich sein Partner befindet, um eigene Blickpunkte des Geschehens (neu) festzulegen.

Zeitpunkt für einen Querwechsel

Grundsätzlich gilt: Die Positionen der SR werden nur dann quer gewechselt, wenn dies die Spielsituation erfordert und der Ball zur Spielfortsetzung ruhig liegt. Dies schließt ein entsprechendes Wechseln der SR nach Lust und Laune aus.

Im Allgemeinen bieten sich folgende Situationen an:
- bei einem Bully oder indirekten Freistoß an der unteren Strafraumecke,
- bei einem direkten Freistoß,
- bei einem Penalty,
- bei einem Bully oder indirekten Freistoß in Höhe des Feld-SR auf dessen gegenüberliegenden Seite.

Erforderlich ist ein Querwechsel dann, wenn das Verhalten der Spieler am Ort des Balles die Anwesenheit des SR notwendig erscheinen lässt:
- Rangelei, Verhinderung der Spielfortsetzung, regelwidrige Aufstellung bei indirektem Freistoß oder Bully.
- Aufstellung des SR bei der Ausführung eines Penalty (Blickkontakt zum Schützen).
- Aufstellung des SR bei der Ausführung eines direkten Freistoßes (Blickkontakt zum Schützen).

Ablauf eines Querwechsels

Der Querwechsel wird im allgemeinen vom Tor-SR initiiert und erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit des Feld-SR, der seine Position auf die gegenüberliegende Seite verändern muss. Der Seitenwechsel des Tor-SR erfolgt grundsätzlich hinter dem Tor, um den Torwart nicht zu behindern. Sobald der Tor-SR die Längshälfte des Spielfeldes über das Tor hinaus durchschritten hat und dort auch verbleibt, sollte der Feld-SR nach und nach seine Position verändern, um die diagonale Aufstellung der SR wieder herzustellen. Normalerweise ist dies unproblematisch, da das Spielgeschehen fernab vom Feld-SR ruht, und sich dieser auf seinen Team-Kollegen konzentrieren kann.

Manchmal erübrigt sich ein Verbleiben des Tor-SR auf der anderen Seite, weil die Spieler sich plötzlich korrekt verhalten. Dann sollte der Tor-SR das Spiel anpfeifen und sich wieder auf seine bisherige Position zurückziehen, um die Spielfortsetzung nicht durch seine Anwesenheit zu behindern. Analog muss sich dann auch der Feld-SR anpassen, damit nicht beide SR auf einer Seite stehen. Befindet sich der Tor-SR hinter dem Tor, sollte sich der Feld- SR im Mittelkreis befinden, um einen möglichst kurzen Weg in seine spätere Position zu haben, ohne die Laufwege der Spieler z.B. bei einem plötzlichen Konterangriff zu blockieren.

Sollte ein Querwechsel ausnahmsweise einmal vom Feld-SR ausgehen, muss sich der Tor-SR entsprechend anpassen. Ein Querwechsel sollte sich stets aus einer Spielsituation heraus ergeben und nicht von den SRn erzwungen werden.

Spieler und Trainer werden das Bemühen der SR erkennen, unübersichtliche Aktionen durch einen veränderten Blickwinkel beobachten oder das Geschehen am Ballort entkrampfen zu wollen. Ihr Unmut (Gesten, Zurufe) über die eine oder andere Entscheidung dürfte dann eher etwas gemäßigter und zurückhaltender ausfallen.

Wechselkombinationen

Abb. 1 zeigt die normale diagonale Aufstellung der SR und die jeweiligen Wechsel der Positionen wie sie sich situationsbedingt im Laufe des Spiels ergeben. Abb.2 zeigt den situationsbedingt verzögerten Ablauf eines vom Tor-SR initiierten Querwechsels.

Laufwege 1 + 3

Der Standardwechsel während eines Spiels. Der Tor-SR wird bei Torgewinn oder Ballverlust der angreifenden Mannschaft automatisch zum Feld-SR., der bisherige Feld-SR wird zum Tor-SR. Beide SR bewegen sich mit dem Spiel (Spielregel Art. 67 (4)) in ihre neuen Positionen. Um die Geschehnisse im Bereich der Mittellinie weiter beobachten zu können, sollte der bisherige Feld-SR bei seinem Positionswechsel durch dosiertes Rückwärtslaufen (Vorsicht bei niedriger Bande — Sturzgefahr!) oder durch Seitwärtsschritte den Blick auf die Spieler halten. Ein Umdrehen und Vorwärtslaufen bedeutet, die Kontrolle auf das Spiel kurzzeitig aufzugeben.

Laufwege 2/4 in Kombination mit 9

Der Tor-SR läuft bei Torgewinn bzw. nach Ballverlust der angreifenden Mannschaft durch Antispiel oder Ausball in unmittelbarer Nähe des Feld-SR zur gegenüberliegenden kurzen Bande und wird dort zum Tor-SR. Der bisherige Feld-SR bleibt Feld-SR. Er wechselt nur in die andere Spielfeldhälfte (Laufweg 9). Dieser Wechsel sollte selbstverständlich nicht bei einem Konterangriff durchgeführt werden, weil der Tor-SR dem Spielgeschehen unmöglich folgen kann. Vielmehr ist ein solcher Wechsel sinvoll
- bei einem Time-Out,
- nach einem Torerfolg,
- bei Antispiel

Laufwege 5 + 7 und im weiteren 6 + 8

Zur Erfüllung der Zielvorgabe "Präsenz am Freistoßpunkt" wechselt der Tor-SR hinter dem Tor entlang auf die andere Seite, während der Feld-SR seine Position über die Spielfeldmitte innerhalb der selben Angriffshälfte zur anderen langen Bande hin verlagert.

Dieser Wechsel sollte nicht während einer laufenden Aktion durchgeführt werden, obwohl dies für den Feld-SR zwar durchaus möglich wäre. Für den Tor-SR ist dies allerdings gefährlich, wenn die angreifende Mannschaft auf das Tor schießt. Dagegen spricht außerdem, dass sich die SR für einen koordinierten Ablauf des Wechsels verständigen müssen und dabei ihre Konzentration vom eigentlichen Spielgeschehen abgelenkt ist.

Zeitraster

Die Wechselkombinationen sind an kein Zeitraster gebunden. Positionswechsel können also permanent je nach Spielsituation durchgeführt werden. Eine Automatisierung stellt sich mit der Zeit durch Einübung von selbst ein und verhindert gerade bei jungen Schiedsrichtern oder bei erstmalig als Team agierenden Schiedsrichtern einen Konzentrationsverlust bei den eigentlichen Aufgaben.

- Es entfällt die Vorgabe sowie das ständig "Im-Hinterstübchen-behalten" " ...in 5 Minuten müssen wir wechseln ..." oder "wir wechseln alle 10 Minuten".
- Es entfällt das Warten auf eine baldige längere Spielunterbrechung (Time-Out, Penalty, direkter Freistoß) zum Seitenwechsel, da bislang nur dann die Seiten gewechselt werden können.
- Es entfällt die krampfhafte Suche nach einer Wechselmöglichkeit zu einem fixen Zeitpunkt, der aufgrund der Spielsituationen ohnehin nicht eingehalten werden kann.

Die Spielsituation bestimmt den Wechselzeitpunkt und die Kombination und nicht ein vorgegebenes Zeitraster. Warum sollte nicht schon nach 2 Minuten ein Positionswechsel der Schiedsrichter stattfinden? Und danach erneut nach relativ kurzer Spieldauer?

Die Abb. 1 + 2 erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sollen das Grundprinzip der Positionswechsel von Rollhockeyschiedsrichtern aufzeigen, wobei die Laufwege immer in Kombination FSR/TSR von beiden Schiedsrichtern möglichst zeitgleich oder zumindest annähernd zum gleichen Zeitpunkt erfolgen sollen.

Nach einem Time-Out oder einer längeren Spielunterbrechung aus anderem Anlass (Behandlung eines verletzten Spielers, Wischen der Spielfläche usw.) ist auch ein Seitenwechsel der SR immer möglich. Vorteil hierbei ist, dass der Wechsel bei ruhendem Spiel ohne Hektik erfolgen kann. Beide SR können sich absprechen. Ihre Konzentration bleibt erhalten, weil sie sich an neuen Blickpunkten orientieren müssen. Der Gewöhnungsfaktor wird zurückgedrängt, die SR bleiben aufmerksamer.

Off limits - Noch verboten!

Betrachtet man alle Möglichkeiten, während eines (laufenden) Spiels die Positionen ändern zu können, benötigt man wahrlich kein vorgegebenes Wechselmuster mehr. Der Feld-SR könnte sogar während des Spiels mit einem diagonalen Laufweg die Position zum Tor-SR auf der anderen Seite einnehmen. Wie lange wird dies wohl dauern, bis dies beim Teampartner angekommen ist, d.h. bis er als werdender Feld-SR die Seite (ebenfalls diagonal) wechselt? Diese Übung würde die Zusammenarbeit im Team ungemein fördern, sofern sie nicht in ein "Suchspiel" ausartet. Das Aufgabenspektrum der SR hält aber Wichtigeres bereit.

Die Leitung von Rollhockeyspielen sieht bislang zwar nur Längswechsel vor. Seitenwechsel der SR nach einem Time-Out werden jedoch immer beliebter. Der Querwechsel kann zu einem belebenden Element für die SR werden. Überlegungen hinsichtlich eines Diagonalwechsels — im laufenden Spiel angewandt — zeigen auf, wohin die Entwicklung in der Spielleitung selbst gehen kann. Bislang ist der Diagonalwechsel allerdings noch keine Praxis.

Fazit

Die Nähe von Tor-SR und Feld-SR zum Spielgeschehen und zu den Spielern ist der zentrale Ansatzpunkt für spielorientierte Entscheidungen und Handlungsweisen (Hinweise an Spieler!).

- Hat der Feld-SR durch seine Laufwege und seine Dynamik das Geschehen zwischen Strafraum und Mittellinie, im Griff, kann sich der Tor-SR voll und ganz seiner (eigentlichen) Aufgabe, der Situation im Strafraum und in Strafraumnähe sowie hinter dem Tor widmen.
- Nur durch sinnvolle und höhere Laufbereitschaft und Bewegungsspiel lassen sich komplexe Spielsituationen durch die SR richtig beurteilen.
- Entscheidungen aus großer Distanz getroffen wirken oft unglaubwürdig (" ...konnte der doch überhaupt nicht sehen.").
- Entscheidungen, die aus der entsprechenden Nähe getroffen werden, signalisieren für alle Beteiligten ein gutes Spielverständnis, ein dem Spiel angepasstes Engagement, Übersicht und Regelsicherheit.

Die Nähe des Feld-SR zu Angreifern und Abwehrspielern lässt auch kurze Ermahnungen und Hinweise zu, ohne das Spiel (unnötigerweise) noch häufiger zu unterbrechen. "Lassen Sie das Halten am Trikot" an einen Abwehrspieler, oder "Vorteil — Weiterspielen" an den Angriffsspieler bewirken oft Wunder, sind jedoch als Zuruf aus 10 Metern Entfernung selbstverständlich ungeeignet. Vorteil: Bei erneutem Vergehen kann eine entsprechende Reaktion des SR eher auf Akzeptanz stoßen, weil man ja kurz zuvor darauf hingewiesen hat, dass man diese Handlung nicht toleriert

Schlussbemerkungen

Betrachtet man die derzeitige Entwicklung des Rollhockeyspiels auf internationaler Ebene, erkennt man einen deutlichen Trend zu einem noch schnelleren, aktionsreicheren Rollliockeyspiel — nahezu ohne Erholungsphasen.

- Lange Aufbauphasen dürften zukünftig der Vergangenheit angehören.
- Der schnell vorgetragene Konterangriff wird als erste Alternative nach dem Ballgewinn gesucht und vielfach auch gefunden werden.
- Die Spieler weisen zumindest in der Spitze eine zunehmende Athletik und Laufbereitschaft auf

Diesem Trend müssen sich auch die Schiedsrichter stellen. Eine höhere Laufbereitschaft und gesteigerte Anforderungen bezüglich Konzentration und Kondition werden die Folge sein.