Was ist besser, alles zu sehen oder alles zu hören?
 
 
Die Rollregeln sehen zwei Arten von Strafen für Vergehen gegen die Spielregeln vor: Spielstrafen und persönliche Strafen.

Während die Spielstrafen (indirekter Freistoß, direkter Freistoß und Penalty) den Sinn haben, außer dem schuldigen Spieler auch seine Mannschaft zu bestrafen, richten sich die persönlichen Strafen gegen den betreffenden Spieler selbst.

Persönliche Strafen nach den Spielregeln sind die Verwarnung und der Spielfeldverweis

Artikel 63 2. "der Schiedsrichter hat die Pflicht, gegen Spieler vorzugehen, die wiederholt Fouls begehen, rau und unfair spielen, sich unsportlich verhalten oder gegen den sportlichen Anstand handeln."

Artikel 64 1. "Der Schiedsrichter ist berechtigt, jeden Spieler wegen seines Verhaltens angemessen zu bestrafen."

Ermahnung Verwarnung Platzverweis Faszit







































 

 

 

 

Ermahnung

Sie zählt nicht zu den persönlichen Strafen, wird auch nicht in den Spielregeln erwähnt, trotzdem ist sie für einen reibungslosen Spielablauf von besonderer Bedeutung. Die Ermahnung gibt dem Schiedsrichter die Möglichkeit, einen fehlbaren Spieler gewissermaßen vorzuwarnen. Erscheint dem Schiedsrichter die Ermahnung noch ausreichend, sei es, dass das Vergehen als nicht so schwerwiegend angesehen wurde, sei es, dass er das Verhalten des Spielers noch nicht als unsportlich ansieht, so kann er zunächst von einer Verwarnung absehen. Die Ermahnung soll den Spieler davon abhalten, weiterhin so zu spielen oder sich so zu verhalten, dass als Folge seiner Spielweise der Schiedsrichter die Verwarnung oder gar den Spielfeldverweis aussprechen muss.

Der Schiedsrichter muss ein Gespür dafür haben, ob der betreffende Spieler noch mit der Ermahnung ansprechbar ist, ob die mahnenden Worte noch "ankommen" werden. Wo die Spielregeln jedoch für die Art der Spielweise oder das Betragen eines Spielers die Verwarnung oder den Platzverweis vorschreiben, kann der Schiedsrichter nicht mehr so großzügig sein, mit der Ermahnung auskommen zu wollen. Damit würde er die eigene Autorität untergraben, er würde den Sinn und Zweck der persönlichen Strafen verfälschen.

Die Ermahnung ist gewissermaßen eine Vorbeugungsmaßnahme, sie darf nie als Ersatz für persönliche Strafen gelten. Sie setzt beim Schiedsrichter Einfühlungsvermögen, beim Spieler Einsicht voraus. Wo diese Einsicht beim Spieler nicht mehr vorhanden ist, ist auch die Ermahnung überflüssig geworden. Wenn die Ermahnung auch nicht an eine bestimmte Form gebunden ist, so sollte der Schiedsrichter den fehlbaren Spieler dennoch persönlich ansprechen und ihn auffordern, sich einer korrekten Spielweise bzw. eines sportlichen Verhaltens zu befleißigen, andernfalls er ihn verwarnen müsste.






























































Verwarnung

Mit den Machtbefugnissen des Schiedsrichters ist nicht nur das Recht verbunden, persönliche Strafen aussprechen zu können, er hat vielmehr die Pflicht, diese Strafen unter Beachtung der Regelbestimmungen auszusprechen.

Verwarnung und Platzverweis sind zwei Möglichkeiten, das Spiel in geordneten Bahnen zu halten. Wichtig dabei ist, dass diese Möglichkeiten mit dem richtigen Fingerspitzengefühl zum richtigen Zeitpunkt genutzt werden.

Das Zeigen der gelben/blauen Karte sollte gegenüber dem schuldigen Spieler deutlich erfolgen, von Angesicht zu Angesicht, in angemessenem Abstand — nicht jedoch dann, wenn der betreffende Spieler noch am Boden liegt oder bereits dem Schiedsrichter den Rücken zugekehrt hat.

Die Verwarnung, welcher Grund auch immer vorliegen mag, sollte in sachlich ruhigem Ton erfolgen, damit sie möglichst beruhigend auf den verwarnten Spieler wirkt, nicht etwa noch Trotz oder Gegenreaktion herbeiführt. Der Spieler sollte trotz dieser persönlichen Strafe vom Schiedsrichter so angesprochen werden, dass er spürt, der Schiedsrichter möchte Schlimmeres — Platzverweis — verhüten.

Es ist nicht unbedingt erforderlich, dass der Schiedsrichter das Spiel sogleich unterbricht, um eine Verwarnung auszusprechen. Er kann dies nach dem Spielvorgang in der dann folgenden Spielunterbrechung nachholen.

In den Spielregeln ist für bestimmte Regelverstöße als persönliche Strafe die Verwarnung festgelegt, dies hat oft obligatorischen Charakter. Bei der Beurteilung verbotenen Spiels sind die persönlichen Strafen in das Ermessen des Schiedsrichters gelegt. Dieser Ermessensspielraum ist jedoch sehr eng gehalten. Die objektive Beurteilung der Vergehen, die gleichwertige Bewertung dieser Spielvorgänge für alle am Spiel Beteiligten, ob Heim- oder Gastmannschaft, die Anwendung des gleichen Strafmaßes vom Anpfiff bis zum Spielende werden dazu beitragen, dass Spieler wie Zuschauer so unpopuläre Entscheidungen wie Verwarnung oder Platzverweis einsehen.

Es ist für den Schiedsrichter immer besser, im Spiel alles zu sehen als alles hören zu wollen!

Nach den Spielregeln können wir die Verwarnung in zwei Gruppen einteilen:

a) Verwarnung von Spielern, die gegen die Ordnungsvorschriften verstoßen,
b) Verbotenes Spiel und Unsportlichkeiten, die obligatorisch eine Verwarnung bedingen oder wo nach dem Ermessen des Schiedsrichters zur Spielstrafe eine persönliche Strafe zu verhängen ist. Selbst die härteste Spielstrafe, der Penalty, entbindet den Schiedsrichter nicht von der Pflicht, eine Verwarnung oder selbst den Platzverweis auszusprechen, wenn er dies für erforderlich hält.

Sollte die Verwarnung nicht den beabsichtigten Erfolg zeitigen und handelt der verwarnte Spieler weiterhin unsportlich oder verstößt er absichtlich gegen die Regeln, so muss der Schiedsrichter zum letzten Mittel, dem Platzverweis, greifen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Platzverweis

Die härteste Maßnahme gegen einen Spieler ist der Platzverweis.

Es ist verständlich, wenn die Schiedsrichter sich nur sehr schwer zu dieser Maßnahme entschließen können, sind doch mit der Entscheidung oft heftige Proteste der Spieler und Zuschauer verbunden, Schmährufe und Beleidigungen, die dem Spielleiter gelten und ihn einschüchtern sollen.

Er wird sich gerade in den Minuten nach einem Platzverweis ganz besonders auf das Spiel konzentrieren müssen. Er muss sich in seinen Gedanken vom ausgesprochenen Platzverweis lösen, sonst kommt es unweigerlich zu so genannten Konzessionsentscheidungen.

Wie bei der Verwarnung hat der Schiedsrichter auch beim Platzverweis den Spieler persönlich anzusprechen; der Grund der Entscheidung ist in kurzer Form mitzuteilen. Ist die rote Karte für einen Platzverweis vorgeschrieben, so hat der Schiedsrichter sie dem betreffenden Spieler zu zeigen. Der Schiedsrichter darf das Spiel erst wieder fortsetzen lassen, nachdem der vom Spielfeld gewiesene Spieler das Spielfeld verlassen hat.

Eine der Hauptaufgaben schiedsrichterlicher Tätigkeit ist der Schutz der Spieler vor gesundheitlichen Schäden. Der Schiedsrichter muss mit aller Härte und Schärfe gegen jene Spieler vorgehen, die keine Rücksicht gegenüber der Gesundheit des Gegenspielers kennen.

Eine gute Kondition, gutes Laufvermögen und ein an das Spiel angepasstes Stellungsspiel werden dem Schiedsrichter eine korrekte Beurteilung verbotenen Spiels besser ermöglichen.

Großmut und Großzügigkeit stehen oft am Beginn eines ausartenden Spiels, wobei nicht selten der Schiedsrichter die Schuld hat. Die Persönlichkeit des Schiedsrichters bestimmt den Ablauf eines Rollhockeyspiels; neutrale, objektive und korrekte Entscheidungen von Beginn des Spiels an bestimmen die Grenzen, die die Spieler nicht zu Überschreiten haben.

Jeder Schiedsrichter wird wohl versuchen, möglichst mit allen Spielern das Spiel zu beenden. Er wird von seinem Recht - und seiner Pflicht - den Platzverweis auszusprechen, Gebrauch machen müssen, wenn die Regeln nach der Art des Vergehens den Platzverweis zwingend vorschreiben bzw. wenn ein bereits verwarnter Spieler wiederholt unfair spielt oder sich eines unsportlichen Betragens schuldig macht. Großzügigkeit und mangelnder Mut können sonst dazu führen, dass der Schiedsrichter keine Autorität gegenüber den Spielern besitzt.

Nach einem Platzverweis wird der Schiedsrichter darauf zu achten haben, dass er das Spiel wieder in den Griff bekommt. Die Spieler müssen erkennen, dass er weitere Ausschreitungen nicht dulden wird. Mit der Anwendung der Vorteilsbestimmung sollte der Schiedsrichter daher gerade nach einem Feldverweis besonders vorsichtig umgehen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Faszit

Für den Schiedsrichter wird es nie leicht sein, persönliche Strafen auszusprechen. Er muss aber immer bedenken, dass Langmut und Großzügigkeit bei der Spielleitung oft Ursachen unfairer und roher Spielweise sind. Mit dem Mut des Schiedsrichters — auch zu unpopulären Entscheidungen wie bei den persönlichen Strafen — wird das Ansehen des Rollhockeysportes in der Öffentlichkeit steigen, niemals aber Schaden nehmen.

Für den Rollhockeysport ist nicht von Bedeutung, wie viele Verwarnungen oder Platzverweise ein Schiedsrichter ausspricht, sondern es zeichnet den Schiedsrichter aus, der kraft seiner Persönlichkeit den Regeln Geltung verschafft. Die persönlichen Strafen dürfen nicht gewissermaßen als Symbol seiner Machtbefugnisse gesehen werden, sie sollten stets nur das letzte Mittel im Glied der Möglichkeiten sein, um die ordnungsgemäße Durchführung eines Rollhockeyspiels zu garantieren.