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Mentale Grundlagen des Abwehrspiels Verteidungssysteme
 
Mentale Grundlagen des Abwehrspiels
"Genauso wichtig wie das eigene Punktemachen ist das Hindern des Gegners am Punktemachen. Alle guten Mannschaften widmen der Verteidigung genauso viel Aufmerksamkeit wie dem Angriffsspiel... Beim Abwehrspiel spielt die richtige Einstellung eine entscheidende Rolle. Folglich kann jeder ein guter Abwehrspieler werden, wenn er sich geistig darauf einstellt."
Gail Goodrich
Jede Diskussion zum Thema "Mentale Grundlagen des Abwehrspiels" muss mit der Wichtigkeit der Einstellung beginnen. Die Grundlage erfolgreichen Rollhockeyspieles ist die Einsicht, dass das Abwehrspiel zusammen mit dem Angriffsspiel zu den zwei wichtigsten Elementen des Rollhockeysspiels gehört. Das Hindern des Gegners am Torschießen ist für das Endergebnis des Spiels genauso wichtig wie das eigene Torschießen. Du musst nicht nur bereit zum Abwehrspiel sein, du musst förmlich darauf brennen.

Trainer glauben im Allgemeinen, dass das Abwehrspiel das konstanteste Element des Rollhockeyspiels ist. Wenn du körperlich zu einem guten Abwehrspiel imstande bist, bist du in der Lage, jeden Abend ein gutes Abwehrspiel zu demonstrieren, da das Abwehrspiel viel weniger technisches Können verlangt als das Angriffsspiel. In der Abwehr brauchst du keine Kunststückchen mit dem Ball zu machen; du musst ihn lediglich "fangen". Beim Abwehrspiel kommt es also erstrangig auf Konzentration und Hartnäckigkeit an. Wenn du beharrlich vorgehst und dich konzentrierst, wirst du höchstwahrscheinlich Erfolg haben. Wenn du das berücksichtigst, wirst du voraussichtlich auch dann gewinnen wenn dein Angriff nicht allzu gut ist. Wenn hingegen dein Abwehrspiel nicht hart genug ist, wirst du das Spiel vermutlich verlieren, falls dein Angriff ebenfalls mäßig ist. Große Spieler und Mannschaften verlassen sich darauf, dass sie an schlechten Abenden aufgrund ihrer guten Abwehrfähigkeiten über die Runden kommen.

Wie man die Initiative übernimmt

In jedem Buch, in dem etwas über Defensivspiel steht, wird auch betont, dass es notwendig ist aggressiv zu spielen und innerhalb der Abwehr die Initiative zu ergreifen. Die Betonung dieser Notwendigkeit macht den natürlichen Nachteil des Abwehrspielers deutlich: Der Abwehrspieler muss auf die Bewegungen des Angriffsspielers reagieren. Der Angreifer hat viele Wahlmöglichkeiten und weiß in der Regel genau was er will. Die erstrangige Aufgabe (und die einzige Hoffnung) des Abwehrspielers bestehen darin, die Wahlmöglichkeiten des Angreifers einzuschränken und ihn in unvorteilhafte Situationen zu bringen. Dies gelingt nur, wenn der Abwehrspieler selbst die Initiative ergreift.

"Die Bedeutung der Initiative für Abwehrspieler muss immer wieder betont werden. Der Spieler im Ballbesitz und der ihn deckende Abwehrspieler befinden sich in einem körperlichen und mentalen Wettstreit. Zu häufig wird Abwehrspielern beigebracht, auf die Bewegungen und Täuschungsmanöver des Angriffsspielers nur zu reagieren.
Wenn der Abwehrspieler in diesem Wettstreit die Initiative ergreift und versucht, dem Angreifer seine Bewegungen aufzuzwingen, drängt er den Angreifer in die passive Rolle und kann ihn steuern. In der Regel ist der Spieler, der die Initiative ergreift, immer im Vorteil, da sein Gegenüber nur reagieren kann... In gewissem Sinn ist diese Initiative die Gesamtsumme der Faktoren Wachsamkeit, Entschlusskraft, Antizipation und Aggressivität. Initiative ist insofern extrem wichtig. Sie kann den Unterschied ausmachen zwischen ganz guten und guten Abwehrspielern und wirklich großen Verteidigern."
(Newell & Bennington, 1962, S. 255)


Hindern des Angriffsspielers an der Ballannahme

Die Initiative in der Verteidigung zu übernehmen, bedeutet, den Angreifer bereits an der Ballannahme zu hindern. Warte nicht, bis der Angreifer den Ball hat, ehe du offensiv wirst. Die heutigen Spieler sind im Angriff so geschickt, dass es dem Abwehrspieler in einer 1:1 Situation kaum gelingt, den Angreifer an einem erfolgreichen Schuss zu hindern. Dennoch warten viele Verteidiger, bis ihr direkter Gegenspieler den Ball erhalten hat, ehe sie ihn angreifen. Hierfür gibt es einige Gründe.

"Kein Ball, kein Problem!"

Der Hauptgrund für die mangelnde Intensität beim Decken eines Spielers der sich nicht im Ballbesitz befindet, ist vielleicht die Einstellung: "Wenn mein Gegenspieler nicht im Ballbesitz ist, wie soll er dann Tore erzielen?" Diese Einstellung ist problematisch, weil der Angreifer, falls der Verteidiger nicht alles unternimmt, um ihn an der Ballannahme zu hindern, sicherlich irgendwann den Ball erhält, und das wahrscheinlich in einer für ihn vorteilhaften Position. Der Verteidiger, der sich bis dahin passiv verhalten hat, wird in einer solchen Situation sicherlich Schwierigkeiten bekommen.

"Energiesparen."

Zu diesem Grund kommt vielleicht eine andere Einstellung hinzu, nämlich die falsche Annahme: "Da mein Gegenspieler nicht im Ballbesitz ist, kann ich mich entspannen und ausruhen, bis er den Ball erhält und ich ihn angreifen muss". Diese "Spar-Einstellung" ist ebenfalls problematisch, weil der nicht aggressiv gedeckte Angreifer irgendwann den Ball
genau zu dem Zeitpunkt und an der Stelle erhält, an der er es wünscht und sich dann im Vorteil befindet. Da eine gute Mannschaftsdeckung aggressive Ballorientierung und gegenseitige Hilfe bedeutet, selbst wenn der zu deckende Spieler nicht im Ballbesitz ist, muss der Abwehrspieler sich so verhalten, dass er jederzeit in der Lage ist, seinen Gegenspieler an der Ballannahme zu hindern und seinem Mitspieler zu helfen, wenn dieser sich überrumpeln lassen hat.

Egoistisches Abwehrspiel

Schließlich hindert der Egoismus viele Spieler daran, mit 100prozentigem Einsatz in der Abwehr zu spielen, obwohl sie genau wissen, dass ein gutes Abwehrspiel für den Sieg entscheidend ist. Das Hauptziel des egoistischen Spielers ist nicht der Mannschaftserfolg, sondern selbst Tore zu erzielen. Der egoistische Spieler neigt daher dazu, sich für den Angriff zu schonen. Ein egoistisches Abwehrspiel ist jedoch auch, wenn der Spieler seine gesamte Energie darauf richtet, seine direkten Gegenspieler zu stoppen, und insofern nicht bereit ist, seinem Mitspieler zu Hilfe zu kommen, wenn dieser sich in Schwierigkeiten befindet. In beiden Fällen wird der betreffende Spieler wahrscheinlich gute Individualleistung bringen; er verringert jedoch die Abwehreffektivität seiner gesamten Mannschaft. Jeder Spieler, dessen erstrangiges Ziel nicht darin besteht, alles zu tun, damit seine Mannschaft gewinnt, ist per Definitionen ein Verlierer.

Wenn du einmal nachdenkst, musst du zugeben, dass der von dir gedeckte Spieler nur ein Fünftel der Zeit, in der du in der Abwehr spielst, im Ballbesitz ist. Dies deutet bereits daraufhin, dass es in der Abwehr hauptsächlich darauf ankommt zu verhindern, dass der zu deckende Angreifer den Ball erhält und seinen Mitspielern in kritischen Situationen zu helfen. Wie kannst du jetzt noch mit dem Gedanken spielen, nicht dein Bestes zu geben, nur weil dein unmittelbarer Gegenspieler nicht im Ballbesitz ist? In der Abwehr 100 Prozent Einsatz zu zeigen, bedeutet, dass du auch dann Abwehraufgaben erfüllst, wenn dein unmittelbarer Gegenspieler nicht im Ballbesitz ist.

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